Stavudin

Strukturformel
Strukturformel von Stavudin
Allgemeines
Freiname Stavudin
Andere Namen
  • 1-[(2R,5S)-5-(Hydroxymethyl)-2,5-dihydrofuran-2-yl]-5-methylpyrimidin-2,4-dion
  • dde Thd
  • DTH
  • d4T
Summenformel C10H12N2O4
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 3056-17-5
EG-Nummer (Listennummer) 641-374-0
ECHA-InfoCard 100.169.180
PubChem 18283
DrugBank DB00649
Wikidata Q423984
Arzneistoffangaben
ATC-Code

J05AF04

Wirkstoffklasse

Virostatikum, nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren

Wirkmechanismus

Kompetitive Hemmung der reversen Transkriptase

Eigenschaften
Molare Masse 224,21 g·mol−1
Schmelzpunkt
  • 168,1 °C (Polymorph I)[1]
  • 165,5 °C (Polymorph II)[1]
  • 169,5 °C (Polymorph IV)[1]
Löslichkeit

löslich in Wasser (6,6 g·l−1 bei 25 °C)[2]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]
keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze
Toxikologische Daten

1000 mg·kg−1 (LD50Mausoral)[2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Stavudin (d4T) (Handelsname: Zerit®; Hersteller: Bristol-Myers Squibb) ist ein Arzneistoff zur Behandlung von mit HIV-1 infizierten Patienten im Rahmen einer antiretroviralen Kombinationstherapie, wird heute in den westlichen Industrieländern jedoch kaum noch eingesetzt.

Er gehört zur Gruppe der nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI).

Eigenschaften

Stavudin kann in vier verschiedenen Kristallformen auftreten. Die polymorphen Formen I, II und IV unterscheiden sich anhand ihrer Schmelzpunkte mit 168,1 °C, 165,5 °C und 169,5 °C. Form I ist die bei Raumtemperatur thermodynamisch stabile Form. Bei Form III handelt es sich um 1/3-Hydrat mit einem stöchiometrischen Verhältnis von Wirkstoff zu Wasser von 3 : 1 im Kristallgitter.[1]

Pharmakologie

In vitro wurde die antiretrovirale Aktivität von Stavudin nachgewiesen. Die Substanz ist in vitro ca. 5- bis 10-mal schwächer als Zidovudin. In Kombination mit anderen antiviralen Wirkstoffen konnten synergistische Wirkungen nachgewiesen werden. Die Entwicklung Stavudin-resistenter HI-Viren wurde in vitro nachgewiesen.

Pharmakokinetik

Die Bioverfügbarkeit von Stavudin ist gut. Etwa 90 % werden oral resorbiert. Die gleichzeitige Einnahme mit der Nahrung hat nur geringe, klinisch nicht relevante, Auswirkungen. Nach Einnahme von 40 mg werden im Plasma Spitzenkonzentrationen von ca. 0,8–1,0 mg/l erzielt. Liquorkonzentrationen: bis ca. 70 % der Plasmakonzentrationen. Eliminationshalbwertzeit: ca. 1,6 Stunden. Intrazelluläre Halbwertzeit des biologisch aktiven Triphosphates: ca. 3,5 Stunden.

Nebenwirkungen

Stark mitochondrial toxisch, Lipoatrophie, periphere Neuropathien (PNP), vor allem in Kombination mit DDI, selten Diarrhoe, Übelkeit, Kopfschmerzen, Steatosis hepatis, Pankreatitis, sehr selten: Laktatazidose. Kontraindiziert bei PNP. Neurotoxische Medikamente vermeiden (Ethambutol, Cisplatin, INH, Vincristin etc.).

Entwicklung

Die Substanz wurde 1966 von Jerome P. Horwitz synthetisiert.[4]

Weblinks

  • AIDSMeds.com
  • Informationen für Ärzte und Apotheker zur rationalen Infektionstherapie: Stavudin, ein weiteres Nukleosid-Analogon zur Behandlung der HIV-Infektion

Einzelnachweise

  1. a b c d Lu, J.; Rohani, S.: Polymorphic Crystallization and Transformation of the Anti-Viral/HIV Drug Stavudine in Org Process Res Dev. 13 (2009) 1262–1268, doi:10.1021/op900004c.
  2. a b Eintrag zu Stavudine in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM) (Seite nicht mehr abrufbar, Inhalt nun verfügbar via PubChem ID 18283)
  3. Datenblatt 2′,3′-Didehydro-3′-deoxythymidine, ≥98% (TLC) bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 18. November 2019 (PDF).
  4. J. R. Horwitz, J. Chua, M. A. Da Rooge, M. Noel, I. L. Klundt: Nucleosides. IX. The formation of 2',2'-unsaturated pyrimidine nucleosides via a novel beta-elimination reaction. In: The Journal of organic chemistry. Band 31, Nummer 1, Januar 1966, S. 205–211, PMID 5900814.
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