Marienlied

Marienlieder sind Gebete, Gesänge und Hymnen, die sich an die Gottesmutter Maria richten, um Dank, Bitte, Verehrung oder Lobpreis zum Ausdruck zu bringen.

Geschichte und Verbreitung

Marianische Hymnen als liturgische Gesänge in den Proprien zu den Marianischen Hochfesten, etwa die Marianische Antiphonen, gehören zu den ältesten Marienliedern. Die weltweit bekanntesten Marienlieder sind wahrscheinlich die verschiedenen Vertonungen des Ave Maria.

  • Alma redemptoris mater
  • Ave maris stella
  • Ave Regina Caelorum
  • Regina caeli
  • Salve Regina
  • Stabat mater

In der Literatur des Mittelalters spielt Marienlyrik ab dem 12. Jahrhundert eine Rolle. Beispiele sind Frauenlobs Marienleich, das Grazer Marienleben, die Bordesholmer Marienklage oder Bruder Hansens Marienlieder (Ende 14. Jhdt.). Singbare Marienlieder mit Melodien sind im Spätmittelalter vom Mönch von Salzburg und Oswald von Wolkenstein überliefert. Auch in anderen Kultursprachen (Mittelniederländisch, Mittelenglisch, romanische Sprachen) verlief die Entwicklung analog. In Spanien entstanden im 13. Jahrhundert die Cantigas de Santa Maria.[1]

Marienlieder im engeren Sinn, also volkssprachliche, strophische Lieder, tauchen zunächst nicht als liturgische Gesänge auf, da die Liturgiesprache der katholischen Kirche jahrhundertelang Latein war, die Kirchen der Reformation andererseits die Heiligen- und Marienverehrung ablehnen. Vielmehr erscheinen Marienlieder zunächst häufig als Wallfahrtslieder oder als geistliche Volkslieder auf. Zum Teil sind es Übertragungen oder Paraphrasen lateinischer liturgischer Gesänge. Erwähnung finden sie in den Katholischen Hauspostillen. Das Gebet- und Gesangbuch Goldener Himmelsschlüssel des Kapuziners Martin von Cochem (1689) gilt als verbreitetes Buch mit Marienliedern.

Auch die Lauretanische Litanei (Mitte 16. Jhdt., mit älteren Wurzeln) geht auf die Loretowallfahrten zurück.

Auch einige Advents- und Weihnachtslieder stellen Maria in den Mittelpunkt, insbesondere einige geistliche Wiegenlieder, die dem Brauch des Kindelwiegens entstammen oder dessen Idee aufgreifen.

Die ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum aufkommenden Maiandachten und die Marienfrömmigkeit durch neue Marienwallfahrtsorte (aber auch schon früher z. B. wie in Schlesien) wie Lourdes und Fátima führten zum Entstehen neuer Marienlieder.

Auch im Bereich des Neues Geistlichen Lieds spielen Marienlieder weiterhin eine Rolle und spiegeln häufig ein gewandeltes Marienverständnis in jüngerer Zeit wieder.

  • Ave Maria, du bist voll der Gnade (Matilde Cocchiaro; Marie Thérèse Henderson)
  • Frau aus dem Volke, von Gott auserwählt (T.: Johannes Schreml; M.: Johannes Ganz)
  • Mädchen, du, in Israel (Diethard Zils)
  • Magnificat (zwei Vertonungen als Doppel-Kanon und als Choral aus Taizé von Jacques Berthier)
  • Maria singt („Mein Haus ist ohne Wettersturz“; Hildegard Wohlgemuth, Klaus Simon)
  • Marias Lied („Groß sein läßt meine Seele den Herrn“; Martin Schraufstetter)
  • Mit dir, Maria, singen wir von Gottes Heil (aus Chartres, dt. Eugen Eckert, Winfried Offele; M.: J. C. Gianadda)
  • Mit Maria preist den Herrn (Rudolf Weckerling, Peter Janssens)
  • Mutter Maria („Du hast ganz leis mich beim Namen genannt“; Johannes Ganz)
  • Sei gegrüßt Maria (Kathi Stimmer-Salzeder)

Weitere bekannte marianische Gesänge

Siehe auch

Literatur

  • Andreas Heinz, Wolfgang Bretschneider: Marianische Antiphonen. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 6. Herder, Freiburg im Breisgau 1997, Sp. 1357–1359.  (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • D. v. Huebner: Vokalmusik. In: Remigius Bäumer, Leo Scheffczyk (Hrsg.): Marienlexikon. Band 6 (Scherer-Zyprese / Nachträge). Eos, St. Ottilien 1994, ISBN 3-88096-891-8, S. 651–663 (Digitalisat)
  • S. Hornsteiner: Volkslieder. In: Remigius Bäumer, Leo Scheffczyk (Hrsg.): Marienlexikon. Band 6 (Scherer-Zyprese / Nachträge). Eos, St. Ottilien 1994, ISBN 3-88096-891-8, S. 665–667 (Digitalisat)
  • Hermann Kurzke: Notizen zum Marienlied. In: Teresa Berger, Albert Gerhards (Hrsg.): Liturgie und Frauenfrage. Ein Beitrag zur Frauenforschung aus liturgiewissenschaftlicher Sicht (= Pietas liturgica. 7). EOS, St. Ottilien 1990, ISBN 3-88096-287-1, S. 307–318, hier S. 315–318.
  • Hermann Kurzke, Christiane Schäfer: Tradition als Mischprozess. Marienlieder im Spiegel der Gesangbuchgeschichte. In: Herder-Korrespondenz, Band 62 (2008), 11, S. 578–582 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Hermann Kurzke, Christiane Schäfer: Mythos Maria: Berühmte Marienlieder und ihre Geschichte. C.H.Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66956-9, DOI:10.17104/9783406669576.
  • Magda Marx-Weber: Maria XIII. In der Musik. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 6. Herder, Freiburg im Breisgau 1997, Sp. 1335–1336.  (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks

  • marienlied.de
  • Schlagwörter: Marienlieder, herder.de

Einzelnachweise

  1. L. M. Herrán: Lyrik. In: Remigius Bäumer, Leo Scheffczyk (Hrsg.): Marienlexikon. Band 4 (Lajtha-Orangenbaum). Eos, St. Ottilien 1992, ISBN 3-88096-891-8, S. 197–216 (Digitalisat).
Normdaten (Sachbegriff): GND: 4168889-2 (lobid, OGND, AKS)