Indischer Elefant

Indischer Elefant

Bulle mit Stoßzähnen im Bandipur-Nationalpark

Systematik
Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Ordnung: Rüsseltiere (Proboscidea)
Familie: Elefanten (Elephantidae)
Gattung: Elephas
Art: Asiatischer Elefant (Elephas maximus)
Unterart: Indischer Elefant
Wissenschaftlicher Name
Elephas maximus indicus
(Cuvier), 1798

Der Indische Elefant (Elephas maximus indicus) ist einer von drei Unterarten des Asiatischen Elefanten. Er ist auf dem asiatischen Kontinent heimisch. Seit 1986 wird Elephas maximus von der IUCN als stark gefährdet eingestuft, weil sich die Population über die letzten drei Generationen um mindestens 50 % verringert hat. Asiatische Elefanten sind durch Verschlechterung, Fragmentierung oder Verlust ihres Lebensraumes bedroht.[1]

Merkmale

Im Allgemeinen sind Asiatische Elefanten kleiner als ihre afrikanischen Verwandten und der Kopf ist ihr höchster Punkt. Die Spitze ihres Rüssels hat einen fingerähnlichen Fortsatz. Ihr Rücken kann gewölbt, aber auch gerade sein.[2] Indische Elefanten erreichen eine Schulterhöhe zwischen 2 und 3,5 m, sind zwischen 2000 und 5000 kg schwer und haben 19 Rippenpaare. Ihre Hautfarbe ist heller als die der Sri-Lanka-Elefanten mit kleineren Flecken der Depigmentierung, aber sie sind dunkler als die Sumatra-Elefanten. Weibchen sind normalerweise kleiner als Männchen und haben nur kleine oder gar keine Stoßzähne.[3]

Der größte bekannte Indische Elefant hatte eine Schulterhöhe von 3,43 m.[4] Im Jahre 1985 wurden im Bardia-Nationalpark zum ersten Mal zwei große Elefantenbullen gesichtet, welche Raja Gaj und Kanchha genannt wurden. Sie durchstreiften das Parkgebiet zusammen und besuchten gelegentlich auch Weibchen. Raja Gaj hatte eine Schulterhöhe von 3,4 m und war äußerst schwer. Seine Gestalt wurde aufgrund seines zweifach gewölbten Kopfes mit der eines Mammuts verglichen.

Im Vergleich zu Afrikanischen Elefanten haben die Indischen Elefanten kleinere Ohren, aber verhältnismäßig einen breiteren Schädel und einen längeren Rüssel. Die Zehen sind groß und weit. Im Gegensatz zum Afrikanischen Elefanten ist ihr Abdomen proportional zu ihrem Körpergewicht; Afrikanische Elefanten haben hingegen ein großes Abdomen im Vergleich zu ihrem Schädel.

Verbreitung und Lebensraum

Wilde Elefanten in Munnar, Kerala
Elefantenherde im Corbett-Nationalpark
Elefant beim Baden im Nagarhole-Nationalpark

Indische Elefanten sind einheimisch auf dem Kontinent Asien: Indien, Nepal, Bangladesch, Bhutan, Myanmar, Thailand, Malaiische Halbinsel, Laos, China, Kambodscha und Vietnam. Sie bewohnen Grasland, trockene sommergrüne, feuchte sommergrüne, immergrüne und halbimmergrüne Wälder. In den frühen 1990er-Jahren war ihre geschätzte Populationsgröße:[5]

  • 27.785–31.368 in Indien[6], wo die Population auf vier allgemeine Gebiete begrenzt ist:
  • 100–125 in Nepal, wo ihr Verbreitungsgebiet beschränkt ist auf wenige geschützte Gebiete in Terai entlang der Grenze zu Indien. Schätzungen im Jahre 2002 reichten von 106 zu 172 sesshaften und wandernden Elefanten, wobei sich die meisten im Bardia-Nationalpark befinden[7]
  • 150–250 in Bangladesch, wo nur isolierte Populationen in Chittagong Hills überleben
  • 250–500 in Bhutan, wo ihr Verbreitungsgebiet auf geschützte Gebiete im Süden entlang der Grenze zu Indien beschränkt ist
  • 4.000–5.000 in Myanmar, wo die Populationen sehr zerstreut leben und in den nördlichen und westlichen Berggebieten vorkommen, in Pegu-Joma im zentralen Myanmar, Tenasserim und Shan-Staat
  • 2.500–3.200 in Thailand, vor allem im Gebirge entlang der Grenze zu Myanmar, mit weniger verteilten Populationen auf der Halbinsel im Süden
  • 2.100–3.100 in Malaysia
  • 500–1.000 in Laos, wo sie weit, aber unregelmäßig in bewaldeten Gebieten verbreitet sind, im Hoch- und Tiefland
  • 200–250 in China, wo sie nur in den Präfekturen Xishuangbanna, Simao und Lincang im südlichen Yunnan überleben
  • 250–600 in Kambodscha, wo sie vor allem Gebirge des Südwestens und in Mondulkiri und Ratanakiri bewohnen
  • 70–150 in den südlichen Teilen von Vietnam

Ökologie und Verhalten

Wilde Indische Elefanten

Elefanten werden als Riesenpflanzenfresser bezeichnet und fressen bis zu 150 kg Pflanzen pro Tag.[8] Auf einem Studiengebiet von 1130 km² in Südindien wurde erfasst, dass Elefanten 112 verschiedene Pflanzenspezies fraßen, am häufigsten aus den Ordnungen der Malvenartigen, Hülsenfrüchtler, Palmengewächse, Sauergrasgewächse und der Familie der Süßgräser. Die Menge der Gräser variiert mit den Jahreszeiten. Im April, wenn das Gras noch niedrig ist, entfernen die Elefanten die zarten Blätter in kleinen Gebüschen. Später, wenn das Gras höher als 0,5 m ist, entwurzeln sie das gesamte Gebüsch, stauben es geschickt ab, fressen die frischen Blattspitzen und werfen die Wurzeln weg. Wenn die Gräser im Herbst reif sind, säubern und fressen sie den sukkulenten Teil mit den Wurzeln und werfen die faserigen Blätter weg. Vom Bambus fressen sie die Setzlinge, Halme und Seitentriebe. Während der Trockenzeit von Januar bis April grasen sie Blätter und Zweige, wobei sie frische Blätter bevorzugen, und fressen dornentragende Triebe der Gattung Acacia ohne offensichtliches Unwohlsein. Sie ernähren sich von der Rinde des Weißdorns und anderen blühenden Pflanzen und fressen die Früchte des sogenannten Elefantenapfels, von Tamarindenbaum, Kumbhi und der Dattelpalme.[9]

In Nepals Bardia-Nationalpark fressen Elefanten vor allem während des Monsuns große Mengen von Saccharum spontaneum, einer Wildgrasart. Im kalten Teil der trockenen Zeit nimmt Rinde den Hauptteil ihrer Ernährung ein.[10] Während einer Studie in einem feucht-tropischen, gemischten Laubwaldareal von 160 km² in Assam wurde beobachtet, dass die Elefanten um die 20 Arten von Gräsern, Pflanzen und Bäumen fraßen. Gräser wie Silberhaargras und Leersia hexandra, ein Sumpfgras, bilden bei weitem die bedeutendste Komponente ihrer Ernährung.[11]

Die Bewegung und die Muster des Lebensraumgebrauchs einer Elefantenpopulation wurden in Südindien zwischen 1981 und 1983 auf einem Gebiet von 1130 km² studiert. Die Vegetationstypen dieses Gebietes umfassen trockenen Dornwald auf 250 bis 400 m Höhe, Laubwald auf 400 bis 1400 m Höhe und verkümmerten immergrünen Wald und Grasland auf 1400 bis 1800 m Höhe. Fünf Elefantensippen, jeweils aus 50 bis 200 Individuen bestehend, hatten je ein Gebiet zwischen 105 und 320 km², welche sich überlappten. Sie bevorzugten Lebensräume, in welchen Wasser zur Verfügung stand und die Futterpflanzen genießbar waren. Während der trockenen Monate von Januar bis April versammelten sie sich bei einer hohen Dichte von bis zu fünf Individuen pro Quadratkilometer im Flusstal, wo die Pflanzen einen viel höheren Proteingehalt haben als das hohe Gras an Bergabhängen. Mit Beginn des Regens im Mai verteilten sie sich über ein weiteres Gebiet, größtenteils in Wälder mit hohem Gras, bei niedrigerer Dichte, um frisches Gras zu fressen, welches dann einen höheren Proteingehalt hat. Während der zweiten nassen Zeit von September bis Dezember, wenn die hohen Gräser faserig werden, zogen sie in niedrigere Erhebungen von Kurzgras-Wäldern. Das normale Bewegungsmuster könnte durch ungünstige Umweltbedingungen im Laufe der Zeit aus dem Gleichgewicht gebracht worden sein. Jedoch änderte sich das Bewegungsmuster der Elefanten in dieser Region über das letzte Jahrhundert nicht wesentlich, was man aus dokumentierten Beschreibungen aus dem 19. Jahrhundert folgern kann.[12]

Im Nilgiri Biosphere Reservoir hatten drei Elefanten zu Beginn der 1990er Jahre einen Lebensraum von 562 km², 670 km² und 799 km². Während der dreijährigen Untersuchung überlappten ihre jährlichen Lebensräume weitgehend mit nur kleinen Wechseln der Lebensräume im Laufe der Jahre.[13]

Bedrohung

Der wesentliche Lebensraum besteht aus bewaldetem Areal.
Ein Kalb im Nagarhole-Nationalpark mit Wunde am Kopf, was auf den möglichen Angriff eines Leoparden oder Tigers hindeutet
Elfenbein-Essstäbchen

Die größte Bedrohung des Asiatischen Elefanten sind heute Verlust, Verschlechterung und Fragmentierung des Lebensraumes, welche von der sich ausweitenden Besiedlung durch Menschen verursacht werden; dies führt wiederum zu Konflikten zwischen Mensch und Elefant, wenn die Elefanten Felder abfressen oder zertrampeln.[1] Der Verlust von geeignetem Lebensraum für die Elefanten schreitet fort; ihre Bewegungsfreiheit ist durch Staudämme und Stauseen, zahlreiche Plantagen, Straßen, Eisenbahnstrecken, Bergbau und den Ausbau der Industrie eingeschränkt.[5] Elefantenkälber haben zudem natürliche Fressfeinde.[14]

In einigen Teilen Asiens ist Wilderei von Elefanten wegen des Elfenbeins eine ernste Bedrohung. Wilderei wegen Stoßzähnen beeinflusst das Geschlechterverhältnis zugunsten der Weibchen; dadurch wird die genetische Variation reduziert und das Fortpflanzungsvermögen und Anwerben geht zurück.[5] Die Wilderei hat das Geschlechterverhältnis im Periyar-Nationalpark stark verzerrt: Das Geschlechterverhältnis (Männchen:Weibchen) änderte sich zwischen 1969 und 1989 von 1:6 zu 1:122.[15]

Häufige Konflikte zwischen Menschen und Elefanten und Eisenbahnunfälle mit tödlichem Ausgang für Elefanten führten zu Rückschlägen beim Elefantenschutz im nördlichen Westbengalen. Die Bahnstrecke zwischen Siliguri und Alipurduar durchquert auf einer Länge von 74 km mehrere Waldbereiche. Jeden Tag fahren 20 Züge mit hoher Geschwindigkeit auf dieser Strecke. Elefanten, welche vom einen zum anderen Waldabschnitt ziehen, rennen gegen einen Zug und sterben. Zwischen 1958 und 2008 wurden im Ganzen 39 tote Elefanten gezählt; zehn davon starben zwischen 2004 und 2008.[16]

In Bangladesch nehmen die Waldbestände, der wesentliche Lebensraum der Elefanten, drastisch ab. Dies hat einen starken Einfluss auf die wilde Elefantenpopulation. Der Verlust und die Fragmentierung des Lebensraumes wird der steigenden menschlichen Bevölkerung und dem Bedarf an Brenn- und Nutzholz zugeschrieben. Illegaler Holzeinschlag spielt eine bedeutende Rolle für die Abholzung und die Lebensraumdegradation. Infolge des schrumpfenden Lebensraumes kam es mehr und mehr zu direkten Konfrontationen zwischen Elefanten und Menschen.[17]

In Myanmar ist die Nachfrage nach Elefanten-Elfenbein zur Herstellung von Souvenirs höher als je zuvor. Die Militärregierung zeigt wenig Interesse, den Elfenbeinhandel zu reduzieren. Nach dem weltweiten Elfenbeinverbot schoss der Preis für rohes Elfenbein im Land von $76 pro Kilo für einen großen Stoßzahn im Jahre 1989/1990 auf über $200 pro Kilo in der Mitte der 1990er Jahre. Ausländische Touristen sind verantwortlich für den massiven Anstieg des Preises für Elfenbein-Stoßzähne, was das illegale Töten von Elefanten anheizt. Es gibt auch einen beträchtlichen Handel für Elfenbein-Essstäbchen und Schnitzereien, welche von Händlern von Myanmar nach China geschmuggelt werden.[18]

Junge, wild-geborene Elefanten werden in Myanmar von deren Müttern getrennt, um sie dann in Thailands Touristenindustrie zu gebrauchen. Die Mütter werden dabei oft getötet und die Kälber werden an die Seite von unverwandten Kühen gestellt, um ihnen das Gefühl zu geben, sie seien bei ihren Müttern.[19] Die Kälber sind oft einem Risikoprozess ausgesetzt, welcher beinhaltet, dass sie angebunden, eingesperrt, ausgehungert, geschlagen und gefoltert werden. Dabei kommen zwei Drittel ums Leben.[20]

Schutz

Indischer Elefant im Zoo

Elephas maximus ist aufgelistet in CITES (Washingtoner Artenschutzübereinkommen) Anhang I.[1] Das Projekt Elefant wurde im Jahre 1992 vom Umwelt- und Waldministerium der Indischen Regierung gestartet, um finanzielle und technische Unterstützung des Wildtiermanagements für ihre frei herumlaufenden Populationen der wilden Asiatischen Elefanten bereitzustellen. Das Projekt beabsichtigt das Langzeitüberleben von lebensfähigen, auf Schutz angewiesene Populationen von Elefanten in ihrem natürlichen Lebensraum zu sichern, indem die Elefanten, ihr Lebensraum und ihre Migrationskorridore geschützt werden. Andere Ziele des Projektes Elefant sind die Forschung der Ökologie und der Organisation der Elefanten zu unterstützen, ein Schutzbewusstsein der lokalen Bevölkerung zu bilden und eine verbesserte tierärztliche Versorgung für gefangene Elefanten bereitzustellen.[21][22]

Tempelelefanten

Da Elefanten in Indien und anderen asiatischen Ländern wie Thailand als heilig gelten, halten bedeutende Tempel Südindiens seit Jahrtausenden und bis heute (Stand 2024) eigene Tempelelefanten, beispielsweise der Srirangam (oder Sri Ranganathaswamy) Tempel in Tiruchirapalli (Tamil Nadu),[23] der Jambukeshwara-Tempel in Tiruvanaikkaval,[24] oder der Kumbeshwara- (oder Kumbeswarar Kovil) Tempel in Kumbakonam[25]. Im südindischen Staat Kerala werden männliche Tempelelefanten bevorzugt, allein der Guruvayur Tempel im Distrikt Thrissur besaß im Jahr 2020 50 männliche Elefanten, die besonders schwer zu halten sind.[26]

Segnender Tempelelefant im Oppiliappan Tempel, Kumbakonam, 2007

Die Tempelelefanten nehmen gemeinsam mit ihren Mahuts an religiösen Zeremonien im Tempel teil. Dazu werden ihnen zuvor einige spezielle Fähigkeiten antrainiert, wie z. B. sich zu verneigen[27] oder eine Art „Gebetshaltung“ mit zur Stirn erhobenem Rüssel einzunehmen;[28] auch lernen einige Elefanten Mundorgel (oder Mundharmonika) zu spielen.[29]

Zu den Pflichten der Tempelelefanten gehört auch, zusammen mit ihrem Mahut an einem bestimmten Ort im Tempel, oft nahe beim Eingang, zu stehen, um den Gläubigen „Segen“ zu spenden, der im kurzen Auflegen des Rüssels auf den Kopf besteht.[30]

In Kerala gibt es darüber hinaus besondere Feste mit glamourösen Elefanten-Prozessionen, die auch viele Touristen anziehen.[26] Bei den großen Tempelfesten werden nicht selten Elefanten und deren Mahuts angemietet, was bis zu etwa 10 000 Dollar pro Festival kosten kann[26] – ein Betrag, der durch Spenden tausender Pilger jedoch zumeist wieder eingenommen wird.

Elefant in Ketten mit verletzter Haut, Thrissur Pooram Festival, Kerala

Im Jahr 2016 brachte die Elefantenschutzaktivistin Sangita Iyer ihren später vielfach preisgekrönten Dokumentarfilm Gods in Shackles („Götter in Ketten“) heraus, in dem sie die schockierend brutale Realität der Tempel- und Zeremonialelefanten hinter der glitzernden Fassade von religiösen Festivals wie dem von Thrissur Pooram aufdeckt.[26][31][32][33][34] Iyer, ihre Organisation Voices for Asian elephants und verschiedene andere Tierschutzorganisationen in aller Welt wenden sich gegen die gängigen tierquälerischen Praktiken: wie fast alle in Gefangenschaft lebenden asiatischen Elefanten werden auch Tempelelefanten als Babys ihren Müttern entrissen und der brutalen, lebensgefährlichen Prozedur namens „Phajaan“ unterworfen, bei dem sie gefesselt, geschlagen, ausgehungert und regelrecht gefoltert werden, um sie gefügig zu machen.[35] Wenn die Trennung von der Mutter zu früh geschieht (und das Baby überlebt), hat dies lebenslange gesundheitliche Konsequenzen für den Elefanten, da Elefantenbabys sehr lange von der Muttermilch abhängig sind. Später müssen die Elefanten nicht nur stundenlang auf harten Beton- oder Steinböden herumstehen, meistens mit kurzen Ketten gefesselt, sie werden auch geschlagen und mit spitzen Elefantenhaken bedroht; in schlimmen Fällen wurden Elefanten auch an Ketten gelegt, die mit spitzen Haken versehen sind und sich in das Fleisch bohren, ebenso wurden einigen Tieren von wütenden Mahuts die Augen ausgehackt. Während der religiösen Festivals müssen die mit einem außergewöhnlich feinen Gehör begabten Tiere außerdem das Geschrei riesiger Menschenmassen und Lärm von Feuerwerkskörpern ertragen.[34][26]

Der berühmte Elefant Thechikkottukavu Ramachandran im Festornat während einer Prozession, 2011 (Ramanchira Tempel, Thrissur)

Die schwere, traumatisierende Belastung der Tiere äußert sich nicht zuletzt in den immer wieder in Nachrichten auftauchenden Berichten von „durchdrehenden“ Elefanten, die inmitten von Menschenmassen „ausrasten“ und dabei manchmal auch Menschen tot trampeln. Ein bekannter Fall ist der berühmte und nach wie vor hochverehrte männliche Elefant Thechikkottukavu Ramachandran, der als „größter asiatischer Elefant in Gefangenschaft“ gilt, mehrfach aus StressAmok lief“ und dabei sowohl Menschen als auch Artgenossen umbrachte;[26] Ramachandran selber ist Opfer eines Mahuts, der ihm irgendwann ein Auge blind hackte.[36] Ramachandran wurde bereits aus Sicherheitsgründen von seiten der Regierung vom bekannten Thrissur Pooram Tempel Festival ausgeschlossen, wo er u. a. bei einer traditionellen Zeremonie ein Tempeltor öffnet, zum begeisterten Geschrei einer entfesselten Menschenmasse[37] – er musste jedoch wegen lautstarker Proteste der Festival-Organisatoren, Elefantenbesitzer, Fans und der Kerala Elephant Owners Federation wieder zugelassen werden.[38]

Möglicherweise als Reaktion auf die sich häufenden Proteste wegen Tierquälerei wurden sogenannte „Rejuvenation“-Camps („Verjüngungscamps“) für Tempelelefanten eingerichtet, die einmal im Jahr für etwa 6 Wochen stattfinden.[39][40] Dabei müssen die Elefanten jedoch nach wie vor angekettet herumstehen, viele haben starke Probleme mit den Beinen, einige machen auch stereotype Pendel-Bewegungen mit dem Kopf, die als typisches Zeichen für seelisches Trauma gelten und u. a. auf den chronischen Bewegungsmangel und das ewige Stehen zurückzuführen sind.[41][42][43] Im Jahr 2021 gab es einen Skandal wegen eines Youtube-Videos, auf dem zwei Mahuts in einem „Rejuvenation“-Camp zu sehen sind, die eine Tempelelefantin aus Assam mit Schlägen misshandelten.[44][45]

Die Tierschutzorganisation PETA hat einem Tempel im Bundesstaat Kerala, der freiwillig auf derartige Tierqälereien verzichtete, im März 2023 einen lebensecht aussehenden mechanischen Roboter-Elefanten geschenkt.[46](siehe auch Raja (Elefant)#Tempeldienst)

Siehe auch

Literatur

  • G. P. Sanderson (1907): Thirteen years among the wild beasts of India: their haunts and habits from personal observation : with an account of the modes of capturing and taming elephants. John Grant, Edinburgh. 8th edition in 2000 by Asian Educational Services, New Delhi. ISBN 81-206-1464-X, ISBN 978-81-206-1464-2
Commons: Indischer Elefant (Elephas maximus indicus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Elephas maximus (Asian Elephant, Indian Elephant). In: www.iucnredlist.org. Abgerufen am 6. April 2016. 
  2. Shoshani, J., Eisenberg, J. F. (1982). Elephas maximus. Mammalian Species 182: 1–8.
  3. Shoshani, J. (2006). Taxonomy, Classification, and Evolution of Elephants In: Fowler, M. E., Mikota, S. K. (eds.) Biology, medicine, and surgery of elephants. Wiley-Blackwell. ISBN 0-8138-0676-3. pp. 3–14.
  4. Pillai, N.G. (1941). On the height and age of an elephant. Journal of the Bombay Natural History Society 42: 927–928.
  5. a b c Sukumar, R. (1993). The Asian Elephant: Ecology and Management Second edition. Cambridge University Press. ISBN 0-521-43758-X
  6. Elephant population in India. Government of India, abgerufen am 31. Januar 2016. 
  7. Bhatta, S. R. (2006) Efforts to conserve the Asian elephant in Nepal. Gajah: Journal of the IUCN/SSC Asian Elephant Specialist Group 25: 87–89.
  8. Samansiri, K. A. P., Weerakoon, D. K. (2007). Feeding Behaviour of Asian Elephants in the Northwestern Region of Sri Lanka. Gajah: Journal of the IUCN/SSC Asian Elephant Specialist Group. Number 2: 27–34.
  9. Sukumar, R. (1990). Originals vom 12. Oktober 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.asiannature.org. Journal of Tropical Ecology (1990) 6: 33–53.
  10. Pradhan, N.M.B., Wegge, P., Moe, S.R., Shrestha, A.K. (2008). Feeding ecology of two endangered sympatric megaherbivores: Asian elephant Elephas maximus and greater one-horned rhinoceros Rhinoceros unicornis in lowland Nepal. Wildlife Biology 14: 147–154.
  11. Borah, J., Deka, K. (2008). Nutritional Evaluation of Forage Preferred by Wild Elephants in the Rani Range Forest, Assam, India. Gajah: Journal of the IUCN/SSC Asian Elephant Specialist Group 28: 41–43.
  12. Sukumar, R. (1989). Ecology of the Asian elephant in southern India. l. Movement and habitat utilization patterns (Memento des Originals vom 20. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.asiannature.org. Journal of Tropical Ecology 5: 1–18.
  13. Baskaran, N., Desai, A. A. (1996). Ranging behaviour of the Asian elephant (Elephas maximus) in the Nilgiri Biosphere Reserve, South India. Gajah: Journal of the IUCN/SSC Asian Elephant Specialist Group 15: 41–57.
  14. Joshi, R. (2009), „Asian Elephant's Elephas maximus Behaviour in the Rajaji National Park, North-West India: Eight Years with Asian Elephant“ (PDF; 1,3 MB), Nature and Science 7 (1): 49–77
  15. Chandran, P. M. (1990). Population dynamics of elephants in Periyar Tiger Reserve. Pages 51–56 in: C. K. Karunakaran (ed.) Proceedings of the Symposium on Ecology, Behaviour and Management of Elephants in Kerala. Kerala Forest Department, Trivandrum, India.
  16. Roy, M. Baskaran, N., Sukumar, R. (2009). The Death of Jumbos on Railway Tracks in Northern West Bengal. Gajah: Journal of the IUCN/SSC Asian Elephant Specialist Group 31: 36–39.
  17. Islam, M.–A. (2006). Conservation of the Asian elephant in Bangladesh. Gajah: Journal of the IUCN/SSC Asian Elephant Specialist Group 25: 21–26.
  18. Vigne, L., Martin, E. (2002). Myanmar’s ivory trade threatens wild elephants. Gajah: Journal of the IUCN/SSC Asian Elephant Specialist Group 21: 85–86.
  19. M. Shand: The agonising blows that expose the evil secrets of Thailand's elephant tourism con: The Duchess of Cornwall's brother tells how baby elephants are brutally starved and tortured In: Daily Mail, 21. Juli 2012. Abgerufen am 22. Juli 2012 
  20. Tourism driving illegal elephant trade in Burma and Thailand – video In: guardian.co.uk, 24. Juli 2012 
  21. Project Elephant. wildlifeofindia.org, abgerufen am 30. Januar 2016. 
  22. Project Elephant. Government of India, abgerufen am 30. Januar 2016. 
  23. Derzeit (Stand 2024) leben dort zwei Elefantinnen namens Andal (oder Andaal) und Lakshmi. Siehe die Youtube-Videos: 1) Video mit beiden Elefantinnen in Zeremonie, spielen am Ende Mundharmonika, 2) Video mit beiden Elefantinnen, 3) Video mit beiden Elefantinnen, am Ende im Swimmingpool (Abruf am 22. Juni 2024).
  24. Die derzeit (2024) dort lebende Elefantin heißt Akila. Siehe: 6 Videos auf Youtube
  25. Derzeit (Stand 2024) lebt dort die Elefantin Mangalam. Siehe die Youtube-Videos:: 1) Portrait von Mangalam mit Mahout im indischen TV, 2) Mangalam mit Mahout in Zeremonie (Abruf am 22. Juni 2024)
  26. a b c d e f Swaminathan Natarajan: The woman trying to save India’s tortured temple elephants, in: BBC, 7. September 2020 (Englisch; Abruf am 22. Juni 2024).
  27. Siehe: 0,46–1,20 min im Youtube-Video: Tempelzeremonie mit sich verneigendem Elefanten (veröffentlicht am 23. März 2024; Abruf am 22. Juni 2024)
  28. Siehe Youtube-Video: Elefantin Mangalam mit Mahout während Zeremonie im Kumbeshwara- (oder Kumbeswarar Kovil) Tempel in Kumbakonam (veröffentlicht am 13. Mai 2023; Abruf am 22. Juni 2024)
  29. Siehe die Youtube-Videos: 1) Tempelelefantinnen Andal und Lakshmi in Zeremonie im Srirangam Tempel in Tiruchirappalli, spielen am Ende Mundharmonika (Abruf am 22. Juni 2024).
  30. Siehe Youtube-Video: Tempelelefantin Andal im Srirangam Tempel in Tiruchirappalli segnet Premierminister Narendra Modi, und spielt Mundharmonika, in: Voice of America News, 20. Januar 2024 (Abruf am 22. Juni 2024).
  31. Biografie von Sangita Iyer, auf der Website von: Voices for Asian elephants (Englisch; Abruf am 22. Juni 2024).
  32. Gods in Shackles, auf der Website von: Voices for Asian elephants (Abruf am 22. Juni 2024).
  33. Gods in shackles: Plight of temple elephants, in: The Times of India, 20. Juli 2016 (Abruf am 22. Juni 2024).
  34. a b Youtube-Video: Gods in Shackles Brand New Trailer, 5. November 2018 (Abruf am 22. Juni 2024).
  35. Der Alptraum Phajaan („The Crush“), auf der Website von: Future for Elephants (Abruf am 22. Juni 2024).
  36. Vishnu Varma: Thechikottukavu Ramachandran is still in business: The story behind Kerala’s most loved (and feared) elephant, in: The Indian Express, 12. Mai 2019 (Englisch; Abruf am 22. Juni 2024).
  37. Youtube-Video: Thechikottukavu Ramachandran Mass Entry at Thrissur Pooram, 16. April 2016 (Abruf am 22. Juni 2024).
  38. Kerala: The 'killer' Indian elephant who's loved and feared, in: BBC, 9. Februar 2023 (Englisch; Abruf am 22. Juni 2024).
  39. Youtube-Video: Elephant Rejuvenation Camp – Tamilnadu, India, 31. Mai 2016 (Abruf am 22. Juni 2024).
  40. Youtube-Video: India elephant 'rejuvenation camp' lets temple animals ‚relax‘ - BBC News, 9. März 2021 (Englisch; Abruf am 22. Juni 2024).
  41. Angekettete Tempelelefanten in einem Rejuvenation-Camp, von denen einige stereotype Pendel-Bewegungen mit dem Kopf machen – ein Zeichen für seelisches Trauma – sieht man im folgenden Youtube-Video: Thekkampatti Elephant Camp | Coimbatore Elephant Camp, 18. Februar 2021 (Abruf am 22. Juni 2024).
  42. Elefanten mit Gehbeschwerden wegen Problemen mit den Beinen – von denen einige trotzdem von Mahuts geritten werden – sieht man in folgendem Youtube-Video: Thekkampatti Elephant camp#mettupalayam..., 24. Februar 2021 (Abruf am 22. Juni 2024).
  43. Youtube-Video: Elefantinnen Andal und Akila angekettet im „Rejuvenation“-Camp, 24. Februar 2021 (Abruf am 22. Juni 2024).
  44. Temple Elephant beaten up in a rejuvenation camp in Tamil Nadu: Video goes viral | Oneindia News, 22. Februar 2021 (Abruf am 22. Juni 2024)
  45. Allgemeines Nachrichten-Video über das Leid der Tempelelefanten von Dezember 2022 (erwähnt auch geschlagene Elefantin in „Rejuvenation“-Camp)
  46. Roboter-Elefant